Immer wieder samstags werden wir wehmütig. Und bedauern, kein Hedge-Fond-Manager zu sein, oder wenigstens ein Investement-Banker irgendwo in der City of London. Denn dann könnten wir uns ohne Gewissensbisse ein Abonnement der FT leisten. "Macht Sinn", würden unsere Nachbarn sagen, wenn sie morgens das rosafarbene Bündel im Briefkasten sähen. Wir reden natürlich von der Financial Times, welche in London erscheint (und die auf dem Kontinent in einer EU-Version in Brüssel gedruckt wird) und nicht von der sogenannten FTD, dieser kastrierten, etwas zu deutsch geratenen Version des Kapitalismus-Pamphlets.
Wer London einmal so bereist, wie Mann es eigentlich nicht anders sollte - also statt in einer der schicken Hotels lieber in einem der Clubs in der Pall Mall absteigt, vorzugsweise im Hause des R.A.C - der weiß, daß die einzige Frage des lakonischen Butlers jene ist, was man zum Frühstück in die spartanische Kemenate geliefert haben möchte: "T or FT?" Und das meint keinesfalls Tee oder Fencheltee. Nein, die Times oder eben unser Pretty in Pink sind gemeint.
An jedem ersten Samstag im Monat liegt der Financial Times ein großformatiges, exzellent aufgemachtes Magazin bei - Titel: "How To Spend It". Kann man eigentlich gar nicht übersetzen, aber wenn's sein muß, dann vielleicht als "Wie geb' ich's wieder aus". W-I-E-G-E-B-I-C-H-S-W-I-E-D-E-R-A-U-S-? Ach, die Engländer sind so herrlich unkompliziert.
Aber auch an jedem anderen Samstag erscheint die FT mit einem großen Buch im Blatt: "Art&Leisure". Und so sehr dieser Hort des Schönen&Guten irgendwie wie ein Fremdkörper wirkt inmitten all' der langweiligen Artikel über Märkte, Börsen und Bilanzen, so ist dieses Lifestyle-Forum doch in seiner Qualität unerreicht, verglichen mit ähnlichen Supplements anderer hochkarätiger Tageszeitungen rund um den Globus.
Genau deshalb - und nur deshalb - wünschten wir uns ein FT-Abo: Wegen der Lifestyle-Kompetenz der Redaktion und seiner handverlesenen freien Autoren und Kolumnisten. Und DAS passierte in der FT, Rubrik "Art&Leisure", am letzten Samstag: "STARS ON SAVILLE ROW" hieß ein Artikel von Simon Brooke. Er warf darin eine ganz eigene Vorschau auf die Verleihungszeremonie der Grammy Awards (gestern nacht live bei Pro7)... Und zwar wegen der vielen "fashion faux pas", die dort vor allem den Damen passieren.
Die Theorie ist allerdings, daß den männlichen Stars der Musikszene das nicht passieren könnte, und zwar weil schon seit den 60ern englische Schneider aus der Saville Row sich um das Outfit der Künstler kümmern - angefangen mit einem Edward Sexton, der sich erstmals Mick Jagger annahm, bis hin zur Neuzeit, wo ein Richard Anderson George Michael oder Bryan Ferry einkleidet.
Der Beitrag läßt aber auch nicht unerwähnt, daß ein Miles Davis bereits lange vor allen englischen Rockern in einem Brooks Brothers Anzug auf die Bühne kam...
Den tollen Artikel gibt es in voller Länge HIER (klick!). Er liegt auf unserem Server zum Download, denn die FT stellt ihre Online-Inhalte nur Abonnenten direkt zur Verfügung. Ooops! Na, gut, wir haben uns kurzzeitig breit schlagen lassen... Aber mit Boni haben wir nichts zu tun! Höchstens mit Bowie.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen