Montag, 15. Dezember 2014

Vorsicht, die Hessen kommen

"Michael Jondral hat aber auch etwas von Transsilvanien – ist das nicht Graf Sprezzula?" (Zitat aus dem Frankfurter Blog "Slow-Wear")


Seit einigen Tagen werden wir "im Internet" beleidigt, verhöhnt, der Lächerlichkeit preisgegeben. Wenn die Augenhöhe passte, könnte man gar von geschäftsschädigendem Cyper-Mobbing sprechen.  Aber erwähnenswert bleibt der Vorfall auch so allemal, spielt er doch vermeintlich in der Welt der stilvollen Lässigkeit und des erhabenen Laisser-faire. Aber der Reihe nach...

Vor Jahren gründeten ein paar nicht gerade überbeschäftigte PR-Berater aus dem Raum Frankfurt/Main einen Blog über Herrenmode. Sie nannten ihn halborginell "Slow Wear"– in Anlehnung an die sektiererische Fressgilde Slowfood. Im Laufe der Zeit lichteten sich die Reihen der Autoren und Meinungsbildner und übrig blieb schließlich der Gründer, Gunnar Berendson, der Mann, der in seinem eigenen Fragebogen als seine Stilikone "Donald Duck" angibt.

Jetzt "berichtete" Gunnar unter seinem Alias "Edelardo Feinolini" (?!) über unsere Trunkshow in Berlin im Hotel Das Stue. Hier hatten wir gemeinsam mit unseren Partnern Pino und Orazio Luciano von La Vera Sartoria Napoletana, Phillip Car von Saint Crispin's, Fiorenzo Auricchio von d'Avino und Tom Nathaniel von Viola Milano interessierten Herren in der Hauptstadt Gelegenheit gegeben, einmal in Kollektionen 'reinzuschnuppern, die es dort noch nicht gibt. 

Unser Event war bewusst ganz laid-back. Keine lokale Werbung in Berlin, keine Mailings, lediglich Hinweise in den sozialen Medien unserer Partner und auf unserer eigenen Facebook-Seite. Wir haben nicht den Ehrgeiz und die Hybris, die Branche sprengen zu wollen, wir möchten nur mit der gebotenen Gelassenheit und Bescheidenheit, die uns schon in der hannoverschen Heimat zu kleinem Erfolg geführt hat, einmal neue Wege der Distribution und Kommunikation ausprobieren. Nächste Station unseres "Sarto in viaggio" wird sein: Frankfurt.

Allerdings hatten die fünf Reisenden die Rechnung ohne IHN gemacht: den Frankfurter Edelardo Feinolini, selbsternannter Wettbewerbshüter und Chefökonom des deutschen textilen Einzelhandels. Dieser, der Handel, so der Donald, geriete, "nun zusätzlich zu den (ungelösten) Herausforderungen des Internets durch eine neue Dimension des Wettbewerbs aus den eigenen Reihen an der Heimatfront unter Druck".

Wehmütige Gedanken an Graciano "Rocky" Rocchigiani kamen in uns auf – und vielleicht machen wir demnächst ihn zu unserer Stilikone. Rocky pflegte in solchen Fällen stets zu sagen: "Geh und quatsch den Schrank voll!" Er kannte noch nicht Blog und Blogger und nicht Gunnar Berendson. Letzterer verbittet sich jedenfalls strikt solche Alleingänge wie den unseren, spricht von "Gebietsschutz", "Wanderzirkus", "sich von Hotel-zu-Hotel hangeln"... Nein, so nicht!

Warum Herr Berendson sich berufen fühlt, die hiesige Herrenmodeszene zu kommentieren oder gar zu beurteilen – sei es soziologisch oder ökologisch – bleibt ein Rätsel. Sein Antichambrieren bei verschiedenen Einzelhändlern zwecks Betreuung derer Aktivitäten in "social media" blieb ungehört und der einzige verbriefte Kontakt seiner Clique zur Szene war und ist ein verlorener Prozess gegen den Schuhmacher Saint Crispin's ("Transsilvanien!"), dessen Waren man (mangels Masse?) nicht bezahlen wollte, der dann aber letztlich qua Gerichtsurteil "das teuerste Paar Schuhe unserer Firmengeschichte" an Donald, bzw. Trick, Tick und Tack ausliefern konnte.

Gunnar ist bestimmt kein übler Kerl. In seiner Blog-Rubrik "Sieben auf einen Streich" beantwortet er Fragen nach Anzüge sind? ("...aus Neapel") oder Frauen sollten? ("...nicht für Männer einkaufen") sympathisch und entspannt. Doch selbst unsere Kollegen aus der schönen Main-Taunus-Region (die wir demnächst heimsuchen) bestätigten uns in den letzten Tagen per Mails, dass die schlechte Laune des Stil-Bloggers, dem offenbar sein Stil abhanden gekommen ist, nur noch nervt.

Zuletzt verlor sich Gunnars Spur denn auch nicht mehr in Frankfurt, sondern im Frühnebel der Region Südostoberbayern. Hier PR-bloggt er jetzt fleißig für "mehr Unternehmen, mehr Süden, mehr Leben". Und mehr Käse. Unlängst besuchte er den Anderlbauer in Frasdorf – wer kennt ihn nicht – und befand: "Alle Produkte sind außerdem garantiert ohne Zusatzstoffe, gentechnik- sowie laktosefrei. Die verwendete Milch stammt entweder von den eigenen Tieren oder von Bio-Bauern aus der Umgebung." Also ganz bestimmt nicht von Michael Jondral oder aus Transsilvanien.

Aufmerksame Leser werden an dieser Stelle fragen: "Jetzt wissen wir immer noch nicht, warum Michael Jondral der Graf Sprezulla ist!" Stimmt! Dieses Geheimnis lüften wir erst morgen im dritten und letzten Teil: "Kasperltheater aus der Hannoveraner Puppenkiste!" – wie Gentleman-Foranten im Schutz der Internetanonymität zu kleinen Nervensägen werden.


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