Wer kennt das nicht, dieses flaue Gefühl...? Da hastet man über das Trottoir einer schicken Einkaufsstraße, vielleicht die schönste der ganzen Stadt, erfreut sich an dem eleganten Schwung, den der Boulevard macht, ein bißchen an Londons Regent Street erinnernd, und verschwendet kaum einmal einen Gedanken an den Namenspatron. Damit muß jetzt Schluß sein, zumindest in unserer Straße. Der nach Karl Karmarsch benannten.
Der berühmteste, verdienstvollste deutsche Technologe, wurde am 17. Oktober 1803 in Wien von braven, aber nicht sehr bemittelten Eltern geboren. Sein Vater war Schneidermeister und bekleidete als solcher das Amt eines sogenannten Abrichtemeisters, dem die Anweisung und Überwachung derjenigen Gesellen oblag, die mit der Anfertigung ihres Meisterstückes beschäftigt waren. Die nicht immer ganz sorgenfreie Ehe war mit 12 Kindern gesegnet und zwar war unser Karl das zweite. Nach oben ging es nur über ein Studium am Polytechnischen Institut in Wien, das seine Eltern ihm unter großen Entbehrungen ermöglichten.
Bereits 1830 ging er dann als Direktor an die gerade gegründete Höhere Gewerbeschule in Hannover, deren späterer Aufbau zur Technischen Hochschule bis heute mit Karmarschs Namen verknüpft geblieben ist. Er war Hauptlehrer im technologisch-chemischen Fach, 1937 erschien sein opus magnum "Grundriß der mechanischen Technologie". 1846 wurde Karmarsch Ehrenbürger der Stadt Hannover. Er war u.a. Preisrichter bei den ersten Weltausstellungen in London und Paris und Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Karmarsch starb am 24. März 1879. Sein Grab (mit Porträtmedaillon) befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Abt. 25a. 1883 wurde in der Georgstraße sein Bronzedenkmal (gestaltet von Oskar Rassau) enthüllt.
Familie Karmarsch gefiele es, was sich dem Flaneur heute alles bietet zwischen Mäntelhaus Kaiser und der Markthalle, zwischen Parfümerie Liebe und dem Alten Rathaus. Keine Frage, wohin es Vater Karmarsch, den Schneidermeister aus Wien (sic!) zöge...
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